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Medizin

Myelofibrose: Überlebensvorteil durch JAK-Inhibition

Die Myelofibrose ist eine aggressive Erkrankung mit reduzierter Lebenserwartung.1 Das Gesamtüberleben kann jedoch durch gezielte JAK-Inhibition mit Ruxolitinib* signifikant verlängert werden – insbesondere bei rechtzeitigem Therapiestart.

Signifikante OS-Verlängerung mit Ruxolitinib in klinischen Studien

Die randomisierten Phase-III-Studien COMFORT-I und -II zeigten für Ruxolitinib eine signifikante Verlängerung des Gesamtüberlebens (OS; Abb. 1) bei Myelofibrose (Risikostufen Intermediär-2 und Hochrisiko) im Vergleich zur Kontrollgruppe (Placebo (COMFORT-I) oder beste verfügbare Therapie (BAT; COMFORT-II)). Ruxolitinib-Patientinnen und -Patienten lebten im Median 5,3 Jahre vs. 3,8 Jahre in der Kontrolle (ITT Analyse, p=0,0065) bzw. 2,3 Jahre (cross-over korrigiert mit RPSFT). Dabei korrelierte die Reduktion der Milzgröße unter Ruxolitinib-Therapie mit einer reduzierten Mortalitätsrate.2,3
 
Abb. 1: Gepoolte Auswertung der 5-Jahres-Daten von COMFORT-I und -II: 30% verringertes Sterberisiko unter Ruxolitinib im Vergleich zur Kontrolle (ITT Analyse, ohne cross-over Korrektur), mittleres Gesamtüberleben 5,3 vs. 3,8 Jahre (mod. nach 3). RPSFT: rank-preserving structural failure time zur statistischen cross-over Korrektur.
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Überlebensvorteil in Real-World-Studien bestätigt  

Doch wie sieht es im klinischen Alltag aus? Seit 2013 sammelt das europäische ERNEST-Register Real-World-Daten zum klinischen Verlauf der Myelofibrose. Eine aktuelle Auswertung von über 1.000 Patientinnen und Patienten nach 5,2 Jahren Follow-up bestätigte die Daten der Zulassungsstudien: Nach Propensity-Score-Matching zeigten Ruxolitinib-Behandelte ein signifikant längeres medianes OS von 7,7 Jahren vs. 3,4 Jahren (p=0,002) bei Hydroxyurea-Behandelten (Abb. 2). In Folge war das relative Sterberisiko unter Ruxolitinib im Vergleich zu Hydroxyurea um 73% reduziert.4
 
Abb. 2: Gesamtüberleben ab Beginn der zytoreduktiven Therapie basierend auf einer Analyse der Real-World-Daten des ERNEST-Registers. Zur besseren Vergleichbarkeit wurden die Daten der Teilnehmenden mittels Propensity-Score-Analyse gematcht (mod. nach 4).
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Früher Therapiestart, besseres Outcome

Die aktuelle Datenlage spricht für eine rechtzeitige Einleitung der Therapie mit Ruxolitinib. Zum einen verläuft die Myelofibrose progressiv: Im Vergleich zum Zeitpunkt der Diagnose treten Anämien, Thrombozytopenien, konstitutionelle Symptome und Splenomegalien 1 Jahr später signifikant häufiger auf.6 Mit der Krankheitsdauer sinkende Blutzellzahlen könnten bei einem späterem Therapiestart entsprechend zu einem limitierenden Faktor für den Einsatz von Ruxolitinib werden. Zum anderen zeigte eine Post-Hoc-Auswertung** der COMFORT-I Studie, dass insbesondere Betroffene mit niedriger Krankheitslast auf Ruxolitinib ansprachen und hinsichtlich des OS eine bessere Prognose aufwiesen.6,7

Untermauert wird dies durch eine Post-Hoc-Analyse** gepoolter Daten (n=525) der beiden Studien COMFORT I und II, die Verstovsek et al. auf dem ASH 2021 vorstellten. Verglichen wurde die OS-Rate nach 5 Jahren bei einem Therapiestart mit Ruxolitinib nach einer Erkrankungsdauer < 12 Monate vs. > 12 Monate (Abb. 3):8
 
  • Früher Start (≤ 12 Monate): OS-Rate 63% (95%-KI: 51-73%)
  • Später Start (> 12 Monate): OS-Rate 57% (95%-KI: 49-64%); p=0,0430
Im Vergleich zur Kontrollgruppe war das Gesamtüberleben unter Ruxolitinib unabhängig von der Erkrankungsdauer verlängert (Abb. 3).8
 
Abb. 3: Gesamtüberleben von Patientinnen und Patienten mit Myelofibrose basierend auf einer Post-Hoc-Analyse** gepoolter Daten der Studien COMFORT I und II; stratifiziert nach Dauer der Erkrankung vor Initiierung von Ruxolitinib (RUX) bzw. der besten verfügbaren Therapie (BAT) oder Placebo (PBO; mod. nach 8).
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Fazit für den Praxisalltag: Therapie nicht aufschieben

Der Leitlinie entsprechend sollte auch bei Patientinnen und Patienten mit niedrigem Risiko die Therapie mit Ruxolitinib frühzeitig eingeleitet werden, sofern eine Splenomegalie oder krankheitsbedingte Symptome vorliegen, denn:1
 
  • Die Prognose ist bei unbehandelter Myelofibrose schlecht1
  • Ruxolitinib zeigte sowohl in klinischen Studien als auch im Praxisalltag einen überlebensverlängernden Effekt2-5
  • Ein früher Therapiestart mit Ruxolitinib mit einem besseren Therapieansprechen einher6-8
Darüber hinaus kann eine Rechallenge mit Ruxolitinib eine therapeutische Option für Betroffene sein, die Ruxolitinib zwischenzeitlich aufgrund von Intoleranzen oder Resistenzen abgesetzt haben.9
 
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Zur Fachinformation

Zum Basistext
 
*JAKAVI® ist angezeigt für die Behandlung von krankheitsbedingter Splenomegalie oder Symptomen bei Erwachsenen mit primärer Myelofibrose, Post-Polycythaemia-vera-Myelofibrose oder Post-Essentieller-Thrombozythämie-Myelofibrose.
** Ergebnisse aus Post-Hoc-Analysen haben eine eingeschränkte Aussagekraft.

Quelle: (Quelle: Novartis)

Literatur:

1.  Grießhammer M et al. Onkopedia Leitlinie: Primäre Myelofibrose. Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (Hrsg). Stand Dezember 2021; abrufbar unter: https://www.med4u.org/redirects/divert/28715 (zuletzt abgerufen am 17.03.2023).
2. Vannucchi M et al. A pooled analysis of overall survival in COMFORT-I and COMFORT-II, 2 randomized phase III trials of ruxolitinib for the treatment of myelofibrosis. Haematologica 2015; 100(9): 1139-1145.
3. Verstovsek S et al. Long-term survival in patients treated with ruxolitinib for myelofibrosis: COMFORT-I and -II pooled analyses. Journal of Hematology & Oncology 2017; 10: 156.
4. Guglielmelli P et al. Impact of Ruxolitinib on Survival of Patients with Myelofibrosis in Real World – Update of ERNEST (European Registry for Myeloproliferative Neoplasms) Study. EHA 2021; Abstract#S158.
5. Verstovsek S et al. Real-world survival in elderly patients with myelofibrosis in the United States: Ruxolitinib exposed vs unexposed. EHA 2020; ePoster#EP1124.
6. Palandri F et al. Treating early-stage myelofibrosis. Annals of Hematology 2019; 98:24-253.
7. Mesa RA et al. Clinical benefits of ruxolitinib therapy in myelofibrosis patients with varying degrees of splenomegaly and symptoms. ASH 2012, Abstract #1727. Blood 2012; 120(121): 1727.
8. Harrison C et al. Does Early Intervention in Myelofibrosis Impact Outcomes? a Pooled Analysis of the Comfort I and II Studies. EHA Congress 2022, Abstract#P1037, abrufbar unter: https://www.med4u.org/redirects/divert/28718 (zuletzt abgerufen am 16.03.2023).
9. Palandri F et al. Ruxolitinib Rechallenge in Resistant/Intolerant MF Patients: Frequency, Therapeutic Effects, and Impact on Outcome. Posterpräsentation beim ASH 2020, Abstract #2994.


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